Steuererklärung für Berufseinsteiger: Schritt für Schritt erklärt

Erste feste Stelle, erstes eigenes Einkommen – und die erste Steuererklärung. Keine Sorge: Mit guter Vorbereitung ist das machbar. In diesem Leitfaden erfährst du, welche Fristen gelten, welche Unterlagen du bereithalten solltest, welche Kosten du absetzen kannst und wie du Schritt für Schritt vorgehst – inklusive kleiner Rechenbeispiele für Pendlerpauschale und Homeoffice-Pauschale.

Fristen & Grundlagen: Wann muss ich abgeben?

Die reguläre Abgabefrist für Arbeitnehmer:innen liegt am 31. Juli des Folgejahres. Für die Steuererklärung 2024 bedeutet das: Abgabe bis 31. Juli 2025. Wenn dich eine Steuerberatung vertritt, gelten längere Fristen; prüfe die für dein Jahr gültige Verlängerung. Tipp: Wenn du nicht zur Abgabe verpflichtet bist (z. B. nur Arbeitslohn aus Steuerklasse I), kannst du freiwillig abgeben – oft lohnt sich das wegen Erstattungen.

Checkliste Unterlagen: Das brauchst du wirklich

Lege dir vor dem Start alles bereit, damit du zügig durchkommst:

  • Lohnsteuerbescheinigung deines Arbeitgebers (für das betreffende Jahr)
  • Nachweise für Werbungskosten (z. B. Fahrten Wohnung–Arbeitsstätte, Arbeitsmittel, Fortbildungen, Bewerbungen)
  • Homeoffice-Tage (eigene Übersicht, Kalender, Zeiterfassung)
  • Versicherungen & Vorsorge (Kranken-/Pflege-, Haftpflicht, ggf. bAV)
  • Bescheinigungen zu Sonderausgaben (Spendenquittungen, Kirchensteuer, Ausbildungskosten)
  • ELSTER-Zugang (oder Steuersoftware) inkl. Steuer-ID

Wichtig: Belege musst du nicht standardmäßig mitschicken – aber aufbewahren, falls das Finanzamt Nachweise anfordert.

Schritt-für-Schritt durch die Erklärung
  1. Konto anlegen & anmelden: ELSTER (oder Steuersoftware) öffnen, Steuerjahr wählen.
  2. Persönliche Daten: Steuer-ID, Adresse, Bankverbindung.
  3. Anlage N: Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (Arbeitslohn, Lohnsteuerbescheinigung).
  4. Werbungskosten: Pauschalbetrag wird automatisch berücksichtigt; trage höhere Kosten einzeln ein.
  5. Vorsorgeaufwendungen/Sonderausgaben: Versicherungen, Spenden etc.
  6. Prüfen & senden: Plausibilitätsprüfung nutzen, anschließend elektronisch übermitteln.

Tipp: Speichere deine Erklärung als Entwurf und nimm dir ggf. an zwei Tagen Zeit – frischer Blick findet Fehler.

Werbungskosten verstehen: Pauschale vs. Einzelnachweise

Arbeitnehmer:innen erhalten automatisch einen Arbeitnehmer-Pauschbetrag (jährlich). Erst wenn deine tatsächlichen Werbungskosten darüber liegen, lohnt sich das Eintragen einzelner Posten. Typische Werbungskosten für Berufseinsteiger:innen sind:

  • Fahrtkosten zur ersten Tätigkeitsstätte (Entfernungspauschale je km der einfachen Strecke)
  • Homeoffice-Pauschale (Tagespauschale bis zu einem Jahres-Höchstbetrag)
  • Arbeitsmittel (Laptop, Bildschirm, Werkzeug, Büromaterial – ggf. anteilig)
  • Fort- und Weiterbildung (Seminare, Fachliteratur, Prüfungsgebühren)
  • Bewerbungskosten (Porto, Ausdrucke, Mappen, professionelle Fotos)
  • Umzugskosten aus beruflichem Anlass

Merke: Für denselben Tag kannst du nicht gleichzeitig Homeoffice-Pauschale und eine Pendlerpauschale für den Arbeitsweg geltend machen.

Pendlerpauschale: Rechenbeispiele für Fahrten zur Arbeit

Die Entfernungspauschale gilt unabhängig vom Verkehrsmittel für die einfache Strecke Wohnung–Arbeitsstätte. Beispielrechnungen:

  • Beispiel A (15 km, 200 Arbeitstage): 15 km × 0,30 € × 200 = 900 € Werbungskosten.
  • Beispiel B (35 km, 200 Arbeitstage): 20 km × 0,30 € × 200 = 1.200 €
    + 15 km × 0,38 € × 200 = 1.140 € → 2.340 € gesamt.

Hinweis: Ab einem bestimmten Entfernungskilometer gilt ein erhöhter Satz je km. Für sehr weite Pendelstrecken summiert sich das deutlich.

Homeoffice-Pauschale: So rechnest du richtig

Für jeden Tag, den du überwiegend zu Hause gearbeitet hast, kannst du eine Tagespauschale ansetzen – bis zu einem Jahres-Höchstbetrag. Beispiel: Arbeitest du an 120 Tagen überwiegend im Homeoffice, ergibt das 120 × 6 € = 720 € Werbungskosten. Wichtige Regel: Ein Tag zählt entweder als Homeoffice-Tag oder als Pendel-Tag – beides zusammen geht nicht.

Weitere abzugsfähige Kosten – Beispiele aus der Praxis
  • Arbeitsmittel: Laptop, Headset, Rucksack/Tasche, Fachliteratur. Ggf. Abschreibung, wenn teurer als die Sofortgrenze.
  • Fortbildung: Seminare, E-Learning, Prüfungsgebühren, Reisekosten zu Bildungsstätten.
  • Telefon/Internet: beruflicher Anteil (realistisch schätzen und begründen).
  • Umzug: Bei Jobwechsel oder erstmaliger Aufnahme der Arbeit aus beruflichem Anlass.

Tipp: Belege strukturiert ablegen (z. B. Ordner je Jahr). Das spart Zeit, falls das Finanzamt Nachweise anfordert.

Typische Fehler vermeiden
  • Frist versäumt: Rechtzeitig starten; ggf. Fristverlängerung beantragen.
  • Doppelte Tage: Homeoffice und Pendeln nicht für denselben Tag abrechnen.
  • Keine Belege: Pauschalen sind okay – höhere Einzelkosten nur mit Belegen ansetzen.
  • Arbeitsmittel vergessen: Kleine Beträge (z. B. Maus, Tastatur, Rucksack) summieren sich.

Zum Schluss immer die Plausibilitätsprüfung der Software nutzen.

Mini-Checkliste zum Abhaken
  • Lohnsteuerbescheinigung vorliegen
  • Fahrt- und Homeoffice-Tage gezählt
  • Arbeitsmittel & Fortbildung erfasst
  • Versicherungen/Sonderausgaben ergänzt
  • ELSTER/Software: Prüfung bestanden – dann absenden

Bereit für deine erste Steuererklärung?