Lohnabrechnung verstehen: So liest du deinen Lohnzettel richtig

Jeden Monat landet sie im Briefkasten oder im digitalen Postfach: die Lohnabrechnung. Viele werfen jedoch nur einen kurzen Blick auf den Nettobetrag, der am Ende übrig bleibt. Doch eine Lohnabrechnung enthält weitaus mehr Informationen – von den Steuerabzügen über Sozialversicherungsbeiträge bis hin zu Zuschlägen und Urlaubstagen. Wer die Abrechnung versteht, kann Fehler leichter erkennen, seine Finanzen besser planen und kennt seine Rechte. In diesem Beitrag zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie eine Lohnabrechnung aufgebaut ist, worin sie sich von einer Gehaltsabrechnung unterscheidet und welche Details besonders wichtig sind.

Lohn oder Gehalt – wo liegt der Unterschied?

Viele verwenden die Begriffe „Lohn“ und „Gehalt“ gleichbedeutend, doch es gibt Unterschiede:

  • Lohn: wird auf Basis der tatsächlich geleisteten Stunden berechnet. Er eignet sich besonders für Jobs mit schwankenden Arbeitszeiten, wie in der Produktion, im Handwerk oder in der Zeitarbeit. Jede Überstunde und jeder Zuschlag wirken sich direkt auf die Höhe des monatlichen Auszahlungsbetrags aus.
  • Gehalt: ist ein fest vereinbarter Betrag, der unabhängig von der tatsächlichen Stundenzahl monatlich gleich bleibt. Typisch ist dies in Bürojobs oder höheren Positionen mit festem Monatsentgelt.

In beiden Fällen erhältst du eine Abrechnung – bei Lohnabrechnungen fällt sie jedoch oft komplexer aus, da Stunden, Zuschläge und variable Faktoren detailliert aufgeführt werden müssen.

Aufbau einer Lohnabrechnung: Die Pflichtangaben

Eine Lohnabrechnung muss nach § 108 Gewerbeordnung bestimmte Pflichtangaben enthalten. Diese sorgen für Transparenz und ermöglichen es dir, deine Bezahlung nachzuvollziehen. Typische Bestandteile sind:

  • Persönliche Daten: Name, Adresse, Geburtsdatum, Steuerklasse und Sozialversicherungsnummer.
  • Beschäftigungsdaten: Personalnummer, Abrechnungszeitraum, Eintrittsdatum, ggf. Austrittsdatum.
  • Arbeitszeit: Anzahl der gearbeiteten Stunden, Überstunden und Zuschläge.
  • Bruttolohn: Grundvergütung plus Zuschläge (z. B. für Nachtarbeit, Sonn- und Feiertage).
  • Abzüge: Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag, Kirchensteuer, Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung.
  • Nettolohn: Der Betrag, der tatsächlich auf deinem Konto landet.
  • Sonderpositionen: Urlaubs- oder Krankentage, vermögenswirksame Leistungen, Sachbezüge, Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld.
Von Bruttolohn zu Nettolohn: So entstehen die Abzüge

Damit du verstehst, wie aus deinem Bruttolohn der Nettolohn wird, ist es wichtig, die einzelnen Abzüge zu kennen:

  • Lohnsteuer: Sie hängt von deinem Einkommen und deiner Steuerklasse ab. Sie ist der größte Abzug und wird direkt an das Finanzamt abgeführt.
  • Solidaritätszuschlag: Fällt nur noch in bestimmten Einkommenshöhen an, wird aber auf deiner Abrechnung separat ausgewiesen.
  • Kirchensteuer: Wird nur abgezogen, wenn du Mitglied einer kirchensteuerpflichtigen Religionsgemeinschaft bist.
  • Sozialabgaben: Beiträge zur Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung. Sie sichern dich für Krankheit, Arbeitslosigkeit und das Alter ab. Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich diese Kosten in der Regel zur Hälfte.

Je nach Branche und Tarifvertrag können außerdem weitere Abzüge auftauchen – zum Beispiel Gewerkschaftsbeiträge oder Beiträge für eine betriebliche Altersvorsorge.

Zuschläge, Sonderzahlungen und Einmalbeträge

Gerade bei Lohnabrechnungen spielen Zuschläge eine wichtige Rolle, weil sie den Lohn spürbar erhöhen können. Typische Zuschläge sind:

  • Nachtarbeitszuschläge: meist zwischen 15–25 %, je nach Tarifvertrag.
  • Sonn- und Feiertagszuschläge: häufig zwischen 50–100 %.
  • Überstundenzuschläge: üblicherweise 25 %, können aber je nach Tarif oder Vertrag variieren.

Darüber hinaus gibt es Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder Bonuszahlungen. Diese werden gesondert aufgeführt und können ebenfalls steuer- und sozialversicherungspflichtig sein.

Typische Unterschiede zwischen Lohn- und Gehaltsabrechnungen

Während Gehaltsabrechnungen meist übersichtlich sind, weil sie jeden Monat denselben Grundbetrag ausweisen, enthalten Lohnabrechnungen mehr Variablen:

  • Stundenbasis: Lohnabrechnungen listen die tatsächlich gearbeiteten Stunden genau auf.
  • Zuschläge: Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sind detailliert ausgewiesen.
  • Schwankungen: Der Auszahlungsbetrag variiert von Monat zu Monat je nach Arbeitszeit.
  • Mehr Transparenz: Gerade in der Zeitarbeit oder im Handwerk erkennst du, wie sich jeder einzelne Einsatz auf deinen Verdienst auswirkt.
Lohnabrechnung richtig prüfen

Fehler passieren schneller, als man denkt – sei es durch falsche Stundenangaben, vergessene Zuschläge oder eine fehlerhafte Steuerklasse. Deshalb lohnt es sich, die Lohnabrechnung genau zu prüfen. Achte auf folgende Punkte:

  • Sind alle gearbeiteten Stunden und Überstunden korrekt aufgeführt?
  • Wurden Zuschläge für Nacht-, Sonn- oder Feiertagsarbeit berücksichtigt?
  • Passt die Steuerklasse und stimmt die Höhe der Lohnsteuer?
  • Sind deine persönlichen Daten korrekt?
  • Entspricht das Nettogehalt deiner Erwartung bzw. deiner Stundenaufstellung?

Bei Abweichungen solltest du dich direkt an die Lohnbuchhaltung oder Personalabteilung wenden. Je früher du das machst, desto schneller lässt sich der Fehler beheben.

Warum du deine Lohnabrechnungen aufbewahren solltest

Viele heben ihre Lohnzettel nicht lange auf – dabei sind sie wichtige Nachweise. Du solltest deine Abrechnungen mindestens bis zum Ende des Kalenderjahres aufbewahren, besser aber mehrere Jahre. Gründe dafür sind:

  • Steuererklärung: Die Lohnabrechnung dient als Nachweis gegenüber dem Finanzamt.
  • Sozialversicherungsansprüche: Sie dokumentiert deine Beiträge und ist für die Rentenberechnung wichtig.
  • Behörden und Banken: Häufig werden Lohnabrechnungen für Kredite oder Anträge benötigt.
  • Vergleichbarkeit: Du kannst deine Einnahmen und Abzüge im Zeitverlauf kontrollieren.

Willst du deine Lohnabrechnung endlich komplett verstehen?