Dein Arbeitszeugnis verstehen: Was zwischen den Zeilen steht

Ein wohlwollendes Arbeitszeugnis ist Standard – aber was heißt das eigentlich wirklich? Wer sich bewirbt, verlässt sich oft auf die schriftliche Bewertung des letzten Arbeitgebers. Doch viele Formulierungen klingen positiv und sagen trotzdem wenig aus – oder enthalten versteckte Kritik. In diesem Beitrag erfährst du, wie du dein Arbeitszeugnis richtig liest und verstehst, was wirklich über dich gesagt wird.

Die Sprache der Zeugnisschreiber: Codiert und juristisch sicher

In Deutschland haben Arbeitnehmer einen rechtlichen Anspruch auf ein „wohlwollendes“ Arbeitszeugnis. Das hat dazu geführt, dass sich über die Jahre ein Zeugnis-Code entwickelt hat, der für Laien schwer verständlich ist. Begriffe wie „zur vollsten Zufriedenheit“ oder „bemühte sich stets“ tragen in Wahrheit eine klare Bewertung in sich. Zwischen diesen Codes zu unterscheiden, ist entscheidend für deine Karriere.

Typische Formulierungen und ihre Bedeutung

  • „Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ – Note 1 (sehr gut)
  • „Zu unserer vollen Zufriedenheit“ – Note 2 (gut)
  • „Zur Zufriedenheit“ – Note 3 (befriedigend)
  • „Bemühte sich“ – Hinweis auf Mängel oder unterdurchschnittliche Leistung
  • „War bemüht“ – fast immer negativ zu verstehen

Diese scheinbar kleinen Unterschiede entscheiden darüber, wie Personalverantwortliche dein Zeugnis einordnen – oft noch vor dem eigentlichen Vorstellungsgespräch.

Versteckte Hinweise auf Verhalten und Sozialkompetenz

Neben der Leistungsbeurteilung enthält das Arbeitszeugnis oft auch Aussagen über Teamfähigkeit, Führungsstil oder Loyalität. Wenn zum Beispiel der Satz „Sie zeigte Verständnis für die Belange der Kollegen“ fehlt, kann das als Hinweis auf Schwierigkeiten im sozialen Miteinander gewertet werden. Auch das Fehlen eines Dankes oder einer Zukunftswunsch-Formulierung am Ende kann negativ auffallen.

Was tun, wenn das Zeugnis negativ ausfällt?

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Zeugnis dich schlechter dastehen lässt, als es angemessen wäre, solltest du das Gespräch mit dem ehemaligen Arbeitgeber suchen. Du hast das Recht auf Korrektur, wenn das Zeugnis sachlich falsch oder nicht wohlwollend formuliert ist. Alternativ kannst du ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern – zum Beispiel während eines laufenden Arbeitsverhältnisses.

Willst du dein Zeugnis besser verstehen?